jueves, 5 de noviembre de 2015

PELÉ VON LISL STEINER FOTOGRAFIERT

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1977. Giants Stadium in East Rutherford, New Jersey.

Edson Arantes do Nascimento „Pelé“ hatte bereits im New York Cosmos Club der NASL (North American Soccer Association) seit zwei Jahren gespielt, nachdem er im Juni 1975 einen Dreijahresvertrag über 2,8 Millionen Dollar unterzeichnete, damals eine astronomische Zahl für einen Sportler. Er wurde von Ahmet und Nesuhi Ertegun verpflichtet, Gründer des Teams im Jahre 1970 zusammen mit Steve Ross, CEO (Vorstand) von Time Warner Inc. und Warner Communications, wirtschaftliche Hauptantriebskraft des Clubs, die ab der mythischen Weltmeisterschaft von Mexiko 1970 danach strebten, den Fußball in den  Vereinigten Staaten zu einer glänzenden Unterhaltung der Massen und des Sports zu führen, auf ähnlicher Weise wie NBA, NFL, MLB und NHL, wozu die Neuerwerbung von großen Legenden des internationalen Fußballs finanziert wurde, wie Pelé, Carlos Alberto, Beckenbauer, Chinaglia und andere.

Nach einem ersten Jahr der Anpassung, in dem Cosmos den dritten Platz in der United States Soccer League (Fußball-Liga der Vereinigten Staaten) erreichte, schaffte es Pelé den Club bis zur Spitze zu führen und wurde im Jahr 1976 zum MVP (wertvollster Spieler) der NASL ausgezeichnet und im Jahr 1977 mit dem New York Cosmos zum Meister erklärt und brachte beachtliche Leistungen auf den Fussballfeldern der Vereinigten Staaten. Er erzielte dabei 37 Tore, gab 30 Tor-Pässe und verursachte ein solches Erwartungsniveau und Massenandrang der Zuschauer zu den Spielen, daß es nötig wurde, das Downing Stadium im Jahr 1976 in das Yankee Stadium  umzutaufen und einige Monate später sogar zum Giants Stadion of New Jersey, wo im ganzen Jahr 1977 alle Spiele abgetragen wurden.

Pelé, der beste Fußballspieler aller Zeiten, drei Mal Weltmeister in Schweden 1958, Chile 1962 und 1970 in Mexico, der Mann, der mehr als 1.200 Tore in offiziellen Spielen erzielt hatte, der als erst 17-jähriger Teenager die Welt im Endspiel von Schweden 1958 verblüffte, als er nach der Kontrolle mit der Brust den Ball  in den schwedischen Kasten einnistete, oder wie er dem schwedischen Verteidiger Sven Axbom den stratosphärischen und unsterblichen Hut aufsetzte und mit einem Flachschuß den Torwart Sevensson schlug. Der Magier mit dem Ball, der mit Rivelino, Jairzinho, Tostao, Gerson, Carlos Alberto, usw. den italienischen „catenazzo“ in der Finale der Fußballmeisterschaft von Mexiko 1970 vernichtete, der Spieler, der alle Zuschauerrekorde bei einem Fußballspiel in den USA am Tag seinen Debüts mit dem New York Cosmos gegen Dallas Tornado am 15. Juni 1976 schlug, das live von der CBS (TV) für 10 Millionen Zuschauern übertragen wurde. Und er, der in der Lage war, die Teilnahme der Fußballfans an den Fußballspielen der gesamten Vereinigten Staaten zu verdoppeln, ist bereits 36 Jahre alt  und seine berufliche Sportskarriere wird bald ein Ende finden.

Die Fotografin Lisl Steiner in der Blauen Bar des Hotels Sacher von Wien im Jahr 2015, 38 Jahre nach den Fotoaufnahmen von Pelé in New York.

Die Fotografin Lisl Steiner arbeitet als Fotojournalistin für die Keystone Press Agency und die New York Times; sie merkt daß „O Rei Pelé“ bereits an einer Seite des Spielfelds mit dem Rest seiner Mannschaftskollegen steht, kurz vor dem Anfang eines Spiels. 

Der brasilianische Spieler kehrt einige Sekunden lang in sich und sein Geist geht dabei die Erinnerungen und die erlebten Gefühle durch, die ein ganzen Lebens enthält, das in Tres Coraçoes (Minas Gerais) begann, wo er auf die Welt kam und seine Kindheit und seine Jugendjahre verbrachte, wo er unter den Bedingungen einer großen Armut aufwuchs. Er arbeitete als Teehaus-Bedienung in Bauru (Sao Paulo) und benutzte einen mit  Zeitungspapier ausgestopften Strumpf zum Fußballspielen, mit Stricken festgebunden und manchmal sogar  mit einem Granatapfel, da er nicht das nötige Geld für den Kauf eines Balles aufbringen konnte.


Lisl Steiner nähert sich ihm, ausgerüstet mit einer 24 x 36 mm Format Leica M3 Kamera mit Entfernungsmesser und mit einem Summicron-M 50 mm f/2 Dual Range mit einer Vorrichtung von 7 Elementen in 6 Gruppen und zehn Lamellen. Sie stellt den Rahmen vertikal ein, drückt auf den Auslöseknopf ihrer Kamera und fängt eine grossartige Aufnahme ein, in der sie Pelé stark schwitzend nach dem Aufwärmen einfängt und in Gedanken vertieft ist und dessen Gesicht eine große emotionale Intensität widerspiegelt.



Das Binomium Leica M3 + 50-mm-Objektiv, die Brennweite für die diese hervorragende Kamera ist dank ihrer außergewöhnlichen 0,92x Suchervergrösserung optimiert ist (dessen Glanz, Schärfe und Kontrast bisher von keiner anderen Fotokamera überboten wurde), ermöglicht eine sehr genaue und schnelle Scharfeinstellung und funktioniert geradezu mit Charme, verstärkt durch das sehr hohe Niveau an Diskretion, die diese Kamera geringer Größe mit einer kaum hörbaren Geräusch des Auslöseknopfes und einer außerordentlich kurzen Verzögerung von 12 ms beim Auslösen vermittelt.

Pelé geht nachdenklich weiter und sein Gesicht verrät jetzt eine größere Sorge, als im vorangegangenen Bild, um den bevorstehenden Ruhestand.

                                                       © Lisl Steiner

Lisl Steiner bewegt sich ganz schnell nach rechts und ergattert ein zweites Foto und offenbart das Drama, das sich im Gesicht von Pelé abzeichnet, wenige Wochen vor seinem Abschied vom Fußball, das was er am meisten geliebt hatte, und nun am 1. Oktober 1977 bei seinem Abschiedsspiel New York Cosmos gegen Santos im Giants Stadium von New Jersey mit der Anwesenheit von 75.000 Zuschauern verwirklicht wird.

                                                      © Lisl Steiner

Im Umkleideraum vom New York Cosmos. 1977.

Unter Verwendung ihrer Leica M5, angeschlossen an einer Walter Mandler und für 8 Elemente in 6 Gruppen Elmarit-M 28 mm f/2.8 zweiter Version entworfen und von Leitz Canada Midland (Ontario) hergestellt, fotografiert Lisl Steiner den Pelé umarmenden Steve Ross aus nächster Nähe, wobei sie einen Kodak Tri-X- 400 Schwarzweißfilm verwendet und man kann Mark, den Sohn von Steve, rechts im Bild ausmachen.

Der CEO (Vorstand) von Time Warner Communications war  ein ganz wichtiger Mann beim Vorhaben, Pelé zum Club New York Cosmos zum Fußballspielen zu holen und zwar auf Grund seiner finanziellen Unterstützung und seiner Illusion, den Fußball in den Vereinigten Staaten zu verbreiten.

Außerdem waren seine einnehmende Psychologie, sein Charme und sein Glauben an das Projekt von grundlegender Bedeutung, um das Vertrauen berühmter Spieler aus dem Ausland für die USA zu gewinnen, wie Pelé, Franz Beckenbauer, Giorgio Chinaglia, Carlos Alberto und andere, für die Steven Ross zum Vater wurde, weil obwohl der legendäre Vorsitzender von Time Warner Inc. sowohl ein Visionär in Bezug auf Medien und Unterhaltung, als auch ein begeisterter Sportanhänger war, er stets einen Vorrang bekundete, der wichtiger als das Geld war: das Wohl seiner Freunde und Mitarbeiter. Er werbte sie gerade in der Zeitwende an, als es geboten war, einen professionellen Fußball in den USA von Grund auf zu schaffen.

Seine Arbeit war von grundlegender Bedeutung für die schnelle Ankunft anderer großen internationalen Spieler zum Fußball der USA, wie Gordon Banks, Geoff Hurst, Eusebio und George Best.

Ein weiterer wichtiger Mann war Clive Toye (National Soccer Hall von Fame 2003), der damals Geschäftsführer von Cosmos New York war und lange Geschäftsgespräche vier Jahre lang führte, die in Kingston (Jamaica) am 31. Januar 1971 anläßlich eines Besuches von Karl Lamm (Sekretär der United States Soccer Federation) auf der Insel begannen, um Pelé zu kontaktieren -der ein Freundschaftsspiel mit seinem Verein Santos aus Brasilien gegen die jamaikanische Landesmannschaft austrug- und nach einer Menge Flugreisen und weiteren Sitzungen in den brasilianischen Städten Sao Paolo, Santos und Guaruja begann Pelé am 27. März 1975 in Brüssel zu akzeptieren, bei Cosmos zu spielen und zwar während eines Heimspiels in Übereinstimmung  mit dem belgischen Stürmer Paul van Hinst; danach gingen die Verhandlungen weiter und der brasilianische Weltklasse-Spieler bestätigte zwei Wochen später in Rom, daß er bei dem New York Cosmos spielen würde und demnach unterzeichnete er den Vertrag über 2,8 Millionen Dollar in Hamilton (Bermuda) am 3. Juni 1975, während New York Cosmos eine feierliche Unterschriftszeremonie organisierte, die einige Tage später im Manhattan Club 21 von New York stattfand bis dann Pelé am 15. Juni 1975 im Spiel von New York Cosmos gegen Dallas Tornado debuttierte.


1977. Henry Kissinger, Außenminister der Vereinigten Staaten, umarmt Pelé in der Umkleidekabine von New York Cosmos im East Rutherford Giants Stadium von New Yersey, während Ahmet Ertegun (Präsident von Atlantic Records und Mitbegründer der Fußballmanschaft New York Cosmos) sich gerade hinter Kissinger und Jay Emmet (Vizepräsident von Warner Communications Inc.) hinter Pelé befindet und seinen linken Arm Anstalten macht, den brasilianischen Spieler vom Platz zu bewegen.

Das Niveau der von Pelé in den USA gesetzten Erwartungen, wo er sich auch immer  befand, war  im Rahmen des Fußballs in Nordamerika wirklich beispiellos.  

Henry Kissinger hatte eine intensive diplomatische Aktivität betrieben und führte Gespräche mit wichtigen brasilianischen Politikern, um die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu stärken, mit dem Bestreben sie zu überzeugen, welch enorme Vorteile die Ankunft von Pelé in die USA bringen würde und auch welche riesigen Möglichkeiten bieten würde, um den Fußball in den Vereinigten Staaten zu fördern, bis er es erreichte und sodann der beste Fußballspieler der Welt im Juni 1975 nach New York kam und nachfolgend mehrere Weltklassespieler in der NASL spielen würden, wie Giorgio Chinaglia, Franz Beckenbauer, Carlos Alberto, George Best, Johann Cruyff, Johann Neeskens und andere.

Später ernannte im Jahr 1983 Gene Edwards (Präsident der United States Soccer Federation) Henry Kissinger zum Präsidenten des nordamerikanischen Fußball-Komitees für die Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft 1986, die aber schließlich in Mexiko stattfand.

Er blieb jedoch beharrlich und setzte weiterhin auf die Unterstützung des Fußballs der USA mit Hilfe von Pelé und Franz Beckenbauer (Kissinger ist Ehrenmitglied des Clubs FC Bayern München) bis er die Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den Vereinigten Staaten erhielt, die ein doppelter großer Erfolg wurde, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sportlicher Hinsicht.

Während der glücklichen Tage von Cosmos New York, war Kissinger -ein großer Fußballanhänger, vorsitzender der North American Soccer League während einigen Jahren-  regelmäßiger Besucher der Umkleidekabine.


Text und Bilder: José Manuel Serrano Esparza